Cannabis und Verkehrskontrollen: Was du tun musst und was nicht

Seit der Teillegalisierung von Cannabis hat sich einiges geändert, doch eins bleibt gleich: Wer unter Einfluss von THC ein Fahrzeug steuert, kann schnell Probleme bekommen. In diesem Beitrag erfährst du, was du bei einer Verkehrskontrolle beachten solltest, welche Tests auf dich zukommen können und wo deine Rechte und Pflichten liegen.
Verhalten bei einer Verkehrskontrolle
Du wirst von der Polizei angehalten – jetzt bloß nicht in Panik verfallen. Die Beamt:innen dürfen jederzeit allgemeine Verkehrskontrollen durchführen, um deine Verkehrstüchtigkeit und die Sicherheit deines Fahrzeugs zu überprüfen. Dabei müssen sie sich an gewisse Regeln halten, aber auch du hast Rechte.
Wenn es um Cannabis geht, versuchen Polizist:innen oft, Verdachtsmomente zu sammeln. Dazu gehören Fragen nach dem Zeitpunkt der letzten Einnahme oder freiwillige Drogentests wie Urin-, Speichel- oder Koordinationstests. Mach keine Angaben zu deinem Einnahmeverhalten – selbst wenn du zuletzt vor Wochen Cannabis eingenommen hast, kann dir die Aussage darüber zum Verhängnis werden. Ebenso solltest du Schnelltests ablehnen, da sie auch veraltete Rückstände anzeigen können und dann eine Blutprobe angeordnet werden könnte. Bleib in jedem Fall ruhig, freundlich und gib nur die notwendigen Informationen preis. Die Polizei darf eine Blutprobe nur mit richterlicher Anordnung oder bei „Gefahr im Verzug“ nehmen.
Welche Tests gibt es?
Die Polizei kann verschiedene Methoden nutzen, um THC-Konsum nachzuweisen:
- Urin- und Speicheltests: Weisen THC-Abbauprodukte nach, die noch Wochen nach dem Konsum nachweisbar sind. Da diese Tests keine aktuelle Beeinflussung zeigen, sind sie juristisch problematisch.
- Bluttest: Wird durchgeführt, wenn ein Anfangsverdacht besteht. Hier wird der aktive THC-Wert gemessen. Seit 2024 gilt ein THC-Grenzwert von 3,5 Nanogramm THC pro Milliliter Blutserum.
- Haaranalyse: Kommt meist bei Führerscheinverfahren zum Einsatz, da THC monatelang in Haaren nachweisbar bleibt.
Was passiert, wenn du positiv getestet wirst?
Falls im Blut aktives THC über dem Grenzwert nachgewiesen wird, drohen Sanktionen. Beim ersten Verstoß sind 500 € Bußgeld, ein Monat Fahrverbot und zwei Punkte in Flensburg fällig. Bei Wiederholung steigt die Strafe auf 1.000 € und drei Monate Fahrverbot. Wer regelmäßig konsumiert oder Cannabis zusammen mit Alkohol einnimmt, muss sich auf eine medizinisch-psychologische Untersuchung (MPU) einstellen.
Noch härter trifft es Fahranfänger:innen und junge Fahrer:innen unter 21 Jahren: Für sie gilt ein absolutes Cannabis-Fahrverbot. Bereits ab 1 Nanogramm THC im Blut drohen hier Strafen.
Die finanziellen Folgen sollte man nicht unterschätzen. Neben den Bußgeldern können sich die Kosten für Gutachten, Anwälte und MPU schnell auf 5.000 bis 7.000 € summieren. Dazu kommt das Risiko, durch ein Fahrverbot sogar den Job oder zumindest die Mobilität zu verlieren.
Besonderheiten bei medizinischem Cannabis
Für Patient:innen, die medizinisches Cannabis auf Rezept erhalten, gelten besondere Regeln. Eine Überschreitung des THC-Grenzwerts führt nicht automatisch zu einer Strafe, solange die Einnahme nach ärztlicher Anordnung erfolgt und keine Fahruntüchtigkeit vorliegt. Wer jedoch Ausfallerscheinungen zeigt – etwa verlangsamte Reaktionen oder unsicheres Fahrverhalten – macht sich dennoch strafbar. Ein ärztliches Attest kann im Falle einer Kontrolle helfen, schützt aber nicht vor Sanktionen bei auffälligem Fahrverhalten.
Deine Rechte und Pflichten
Was musst du bei einer Verkehrskontrolle tun – und was nicht?
✅ Musst du:
- Führerschein und Fahrzeugpapiere vorzeigen
- Angaben zur Person machen (Name, Geburtsdatum, Wohnort)
❌ Musst du nicht:
- Fragen zu deinem Einnahmeverhalten beantworten
- Freiwillige Drogenschnelltests durchführen
- Dein Fahrzeug oder deine Taschen durchsuchen lassen (außer es gibt einen konkreten Verdacht)
Fazit
Auch nach der Cannabis-Teillegalisierung bleibt die Lage im Straßenverkehr streng. Wer unter THC-Einfluss fährt, riskiert hohe Strafen, Führerscheinverlust und hohe Kosten. Doch selbst wer nicht unter Einfluss steht, kann durch THC-Rückstände in eine schwierige Situation geraten.
Deshalb gilt: Kenne deine Rechte, verhalte dich ruhig und lasse dich nicht zu freiwilligen Tests überreden.