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Welche Nebenwirkungen kann Cannabis haben?

Welche Nebenwirkungen kann Cannabis Konsum haben

Key Facts: Nebenwirkungen von medizinischem Cannabis

  • Zu den häufigsten unerwünschten Nebenwirkungen zählen Müdigkeit, Schwindel, Schläfrigkeit, Übelkeit, Mundtrockenheit, Konzentrationsstörungen und Appetitsteigerung.
  • Die Nebenwirkungen werden als nicht-schwerwiegend eingestuft, sind nur vorübergehend und können durch eine richtige Dosierung nach dem „Start low, go slow“-Prinzip minimiert werden.
  • Medizinisches Cannabis kann auch „erwünschte” Begleiterscheinungen hervorrufen und hat damit insbesondere für Patient:innen mit Depressionen, Schlafstörungen und Appetitlosigkeit einen therapeutischen Nutzen.
  • Im Gegensatz zu manchen verschreibungspflichtigen Medikamenten ist medizinisches Cannabis gut verträglich, hat geringere Nebenwirkungen und wird teilweise sogar als effektiver empfunden.
  • Medizinisches Cannabis in Form von CBD birgt im Rahmen einer ärztlich überwachten Therapie kein Abhängigkeitsrisiko und wird aufgrund seiner vielversprechenden therapeutischen Eigenschaften sogar zur Unterstützung beim Opioidentzug eingesetzt.

Zahlreiche Studien haben bereits gezeigt, dass medizinisches Cannabis sicher und gut verträglich ist. Allerdings kann eine Therapie mit Cannabisarzneimitteln wie bei allen anderen Medikamenten mit möglichen Nebenwirkungen und Risiken einhergehen. Die Wirkungen von Cannabinoiden können für manche Anwendenden erwünscht sein, währenddessen sie für andere unerwünscht sein können. Während im Freizeitkonsum beispielsweise psychische Effekte oft erwünscht sind, werden diese im Rahmen einer medizinischen Nutzung von Cannabispatient:innen eher als unerwünscht wahrgenommen. Die meisten unerwünschten Wirkungen treten hauptsächlich bei der Behandlung mit THC auf, wohingegen bei CBD weniger Nebenwirkungen bekannt sind. Diese werden jedoch generell als nicht-schwerwiegend eingestuft, treten nur vorübergehend auf und sind abhängig von der Dosierung 2. Bisher gibt es auch noch keine Hinweise dafür, dass eine Behandlung mit Medizinalcannabis zu psychischen Langzeitfolgen führen kann2. Zudem ist bekannt, dass CBD als Einzelwirkstoff keine offensichtlichen Beeinträchtigungen verursacht. Im Vergleich zu THC hat CBD ein breiteres therapeutisches Fenster, selbst bei relativ hohen Dosen. Darüber hinaus deuten klinische Studien darauf hin, dass der langfristige Konsum von oralem CBD (40–60 mg/Tag für 30 Tage) keine erhöhte Lebertoxizität verursacht3.

Unerwünschte Nebenwirkungen

Laut einer Begleiterhebung vom Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) und Paul Ehrlich Institut (PEI), berichteten 75% der Teilnehmenden von chronische Schmerzen und Muskelspastiken, welche mit herkömmlichen Arzneimitteln bisher noch nicht zufriedenstellend behandelt werden konnten. Das Durchschnittsalter der 16.809 Studienteilnehmer:innen lag bei 46 Jahren. Im Zuge einer Behandlung mit medizinischem Cannabis traten Nebenwirkungen am häufigsten in Form von Müdigkeit (14,9%), Schwindel (9,8%), Schläfrigkeit (6,0%), Übelkeit (4,9%), Mundtrockenheit (4,9%), Konzentrationsstörungen (4,3%) und Appetitsteigerung (4,2%) auf. Dabei waren Frauen häufiger betroffen als Männer. Mit Ausnahme der Euphorie, die häufig bei der Verwendung von Cannabisblüten berichtet wurde, sind die genannten Nebenwirkungen bei allen Cannabisarzneimitteln vergleichbar. Sativex® weist die höchste Rate dieser Nebenwirkungen auf, mit Ausnahme von gesteigertem Appetit, der am häufigsten bei der Verwendung von Cannabisblüten auftritt. Die Prävalenz von Nebenwirkungen bei Cannabis-Vollspektrumextrakten und Dronabinol ist in etwa gleich. Aufgrund der seltenen Therapieabbrüche kann davon ausgegangen werden, dass die Nebenwirkungen mild waren1.

Tabelle: mögliche Nebenwirkungen von Cannabis

Diese Vermutung konnte in der Grünhorn Studie 2023 bestätigt werden. In einer Patientenumfrage mit 2.832 Teilnehmenden haben knapp 25% eine leichte Beeinträchtigung aufgrund der Nebenwirkungen von Medizinalcannabis wahrgenommen, während circa 70% angaben, sich gar nicht von den Nebenwirkungen beeinträchtigt zu fühlen. Zu den meistgenannten unerwünschten Begleiterscheinungen zählten Mundtrockenheit (31%), Appetitsteigerung (27%), gerötete Augen (24%) sowie Müdigkeit und Schläfrigkeit (15%). Eine vollständige Auflistung aller genannten Nebenwirkung ist in der Abbildung 1 zu sehen. Begleiterscheinungen traten laut der Umfrage bei 18% der Teilnehmenden nur zu Beginn der Therapie auf, während 11% angaben, dass die Begleiterscheinungen bis heute anhalten. Eine wichtige Erkenntnis dieser Studie ist, dass beinahe die Hälfte aller Studienteilnehmenden (46%) keine Nebenwirkungen bei ihrer Cannabistherapie verspürten4.

Die meisten unerwünschten Effekte von Cannabinoiden können durch eine richtige Dosierung mit der „Start low, go slow” Herangehensweise minimiert werden. So führt eine langsame Steigerung der Medikamentendosis oft zu einer erheblichen Verbesserung der Verträglichkeit mit minimalen oder keinen Nebenwirkungen. Es kann also davon ausgegangen werden, dass mit steigender Dosis vermehrt Nebenwirkungen auftreten können2. Zu Beginn einer Cannabistherapie empfiehlt sich die Einnahme in einer bekannten, sicheren Umgebung. Es ist zusätzlich hilfreich bei den ersten Einnahmen eine Vertrauensperson bei Seite zu haben, um gewisse Risiken zu vermeiden5.

„Erwünschte” Nebenwirkungen

Im Gegensatz zu herkömmlichen Medikamenten kann medizinisches Cannabis nicht nur unerwünschte, sondern auch „erwünschte” Nebenwirkungen hervorrufen. Damit können Nebenwirkungen ausgehend von medizinischen Cannabis tatsächlich einen therapeutischen Nutzen haben, welche von Patient:innen als sehr vorteilhaft angesehen werden. Beispielsweise kann die Appetitsteigerung in Phasen krankheitsbedingtem Appetitmangel durchaus positiv sein und die Müdigkeit zur Behandlung von Schlafstörungen beitragen.

Diese Vermutung konnte im Rahmen der Grünhorn Studie belegt werden: 70% der Teilnehmenden der Patientenbefragung gaben an, durch ihre Cannabistherapie Schlafstörungen zu behandeln und 18% Appetitlosigkeit und Gewichtsverlust.  Darüber hinaus waren 98% der Befragten der Meinung, dass sich ihre Lebensqualität seit Beginn der Behandlung mit einem Cannabisarzneimittel verbessert hat, für 82 Prozent sogar deutlich4.

Herkömmliche Medikamente versus Cannabisbasierte Medizin

Cannabis wird mittlerweile häufig als Ersatz für verschreibungspflichtige Medikamente verwendet. Grund dafür sei nicht nur die bessere Wirksamkeit, sondern auch die wesentlich geringeren Nebenwirkungen.

Dies konnte in einer Online-Umfrage in Dänemark mit 2.841 Teilnehmenden bestätigt werden. Mehr als die Hälfte (55%) gaben an, Cannabis, hauptsächlich in Form von CBD-Öl als Ersatz für verschriebene Medikamente zu verwenden. Darunter wurden Schmerzmittel (67,2%), am häufigsten durch medizinisches Cannabis ersetzt, gefolgt von Antidepressiva (24,5%), Arthritis-Medikamenten (20,7%) und Schlafmitteln (16%). Unter den Teilnehmenden gaben 46% an, ihren Medikamentengebrauch deutlich reduziert zu haben. Dies konnte darauf zurückgeführt werden, dass mehr als die Hälfte (66%) der Teilnehmenden medizinisches Cannabis als wesentlich effektiver im Vergleich zu verschreibungspflichtigen Medikamenten empfanden. Eine große Mehrheit berichtete zudem, dass die Nebenwirkungen der verschreibungspflichtigen Medikamente im Vergleich zu denen von medizinischen Cannabis als deutlich belastender empfunden wurden, siehe Abbildung zwei7.

Tabelle: Vergleich von Nebenwirkungen von Cannabis im Vergleich zu verschreibungspflichtigen Medikamenten

Abhängigkeiten und Konsumstörungen

Bei alleiniger Verabreichung ist CBD in typischen Dosen nicht berauschend und geht nicht mit einem Abhängigkeitsrisiko einher8. So spielt dieser Aspekt bei medizinischem Cannabis im Rahmen einer ärztlich-überwachten Therapie eine untergeordnete Rolle. Das Risiko der psychischen Abhängigkeit bezieht sich in Bezug auf Cannabis eher auf THC und nicht auf CBD-Produkte2. Auch das abrupte Absetzen von einer Behandlung mit cannabisbasierter Medizin ist nicht mit hohen Risiken verbunden. Lediglich können in den Folgetagen Symptome wie Schlafstörungen, Appetitstörungen und Unruhe auftreten2. Im Vergleich zu anderen Substanzen ist laut einem Report der WHO das Abhängigkeitsrisiko von nichtmedizinischen Cannabiskonsum im Vergleich zu anderen Substanzen wesentlich geringer.

Im Gegensatz zu medizinischem Cannabis besteht bei der Verwendung von Schmerzmitteln, insbesondere Opioiden, ein erhebliches Risiko für Drogenmissbrauch und Abhängigkeit. Tatsächlich ist Opiat-Abhängigkeit eine der Hauptursachen für drogenbedingte Todesfälle in den Vereinigten Staaten9. Medizinisches Cannabis hingegen weist kein körperliches Abhängigkeitspotenzial auf. Darüber hinaus zeigt CBD vielversprechende therapeutische Eigenschaften zur Unterstützung beim Opioidentzug, einschließlich der Linderung von Angst und Schmerzen sowie der Reduzierung des opioidinduzierten Verlangens10.

Fazit

Medizinisches Cannabis wird im Allgemeinen gut vertragen, obwohl es wie alle Medikamente Nebenwirkungen und Risiken mit sich bringt. Eine Therapie mit medizinischem Cannabis kann sowohl unerwünschte als auch „erwünschte“ Nebenwirkungen mit sich bringen. Die bekannten Nebenwirkungen treten hauptsächlich bei der Behandlung mit THC-haltigen Produkten auf, während CBD weniger Nebenwirkungen zeigt. Diese werden generell als mild und nicht störend eingestuft und treten oft nur vorübergehend auf. Eine korrekte Dosierung nach dem „Start low, go slow“-Prinzip kann zudem Nebenwirkungen deutlich minimieren. So kann medizinisches Cannabis bei richtiger Anwendung eine sichere und wirksame Behandlungsoption sein. Trotzdem sollte wie bei jedem anderen Medikament Nutzen und Risiko abgewogen werden, bevor eine Entscheidung über den Gebrauch von medizinischem Cannabis getroffen wird. Dabei sollten sowohl Auswirkungen auf kognitive und neurologische Wirkungen als auch Kontraindikationen und Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten beachtet werden.

Quellen:

[1] Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte - Bulletin zur Arzneimittelsicherheit - Bulletin zur Arzneimittelsicherheit - Informationen aus BfArM und PEI. BFARMWEB. https://www.bfarm.de/DE/Aktuelles/Publikationen/Bulletin/Ausgaben/2022/2-2022.html abgerufen am 28.05.2024
[2] Berger, M., Blaas, K., Böllinger, L., Carus, M., Clarke, R. C., Frankhauser, M. et Schindler, C, (2020) Cannabis und Cannabinoide: in der Medizin (K. Müller-Vahl, & F. Grotenhermen, Eds.). Medizinische Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft.[3] Stella N. THC and CBD: Similarities and differences between siblings. Neuron. 2023 Feb 1;111(3):302-327.
[4] https://www.gruenhorn.de/media/be/8e/19/1689671175/Gr%C3%BCnhorn%20Patienten%20Studie%20Teil%202.pdf abgerufen am 28.05.2024
[5] Bedrocan (2021, 5. November). Nebenwirkungen und Risiken von Cannabis - Sie sind meistens harmlos. Bedrocan - Standardised Medicinal Cannabis. Verfügbar unter: https://bedrocan.com/de/cannabis-als-medizin/nebenwirkungen-und-risiken/ Abgerufen am 24.05.2024
[6] Schürmann N, Horlemann J, Binsfeld H, Maurer S. Gute, späte Wahl: Medizinisches Cannabis in der Praxis: Vier Fallberichte zu Schmerzen und PTBS. Schmerzmed. 2022;38(5):64–6. German.
[7] Kvamme, S. L., Pedersen, M. M., Rømer Thomsen, K., & Thylstrup, B. (2021). Exploring the use of cannabis as a substitute for prescription drugs in a convenience sample. Harm Reduction Journal, 18, Article 72.[8] Schoedel K. A., Szeto I., Setnik B., Sellers E. M., Levy‐ Cooperman N., Mills C., et al. Abuse potential assessment of cannabidiol (CBD) in recreational polydrug users: a randomized, double‐blind, controlled trial. Epilepsy Behav 2018; 88: 162–71.
[9] Khalid, N., Patel, P. & Singh, A. (2023, 17. August). Cannabis Versus Opioids for Pain. StatPearls - NCBI Bookshelf.
[10] Le K, Le KDR, Nguyen J, Hua J, Munday S. The Role of Medicinal Cannabis as an Emerging Therapy for Opioid Use Disorder. Pain Ther. 2024 Jun;13(3):435-455.
[11] Urits I, Charipova K, Gress K, Li N, Berger AA, Cornett EM, Kassem H, Ngo AL, Kaye AD, Viswanath O. Adverse Effects of Recreational and Medical Cannabis. Psychopharmacol Bull. 2021 Jan 12;51(1):94-109.
[12] Balachandran P, Elsohly M, Hill KP. Cannabidiol Interactions with Medications, Illicit Substances, and Alcohol: a Comprehensive Review. J Gen Intern Med. 2021 Jul;36(7):2074-2084.

Autor: Dr. Nadine Herwig
Dr. Nadine Herwig - Leiterin Grünhorn Academy
Dr. Nadine Herwig studierte von 2006 bis 2010 Angewandte Naturwissenschaften an der Technischen Universität Bergakademie Freiberg. Ihre Promotion führte sie am Helmholtz-Zentrum in Dresden-Rossendorf am Institut für Radiopharmazie durch. Zu ihren bislang publizierten wissenschaftlichen Arbeiten gehören u. a. Originalartikel auf dem Gebiet der Hautkrebsforschung und der Biomarker.